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Die Folgen des Zweiten Weltkriegs, sie betreffen auch junge Generationen noch. „Kriegsenkelinnen, Weshalb wir sind – wie wir sind“ war das Thema des 29. Elmshorner Frauenempfangs. Am Sonntag, 25. Januar, kamen 350 interessierte Gäste in den Kollegiumssaal des Rathauses, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und das vielfältige Programm zu sehen.

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„Bislang ist das Thema wenig bis gar nicht auf der gesellschaftspolitischen Agenda gewesen“, berichtete Elmshorns Gleichstellungsbeauftragte Maren Schmidt. Weder die Leiden der Bevölkerung, noch traumatisierende Erfahrungen wie Flucht, Vertreibung, Bombenkrieg, Trennungen von Familien und die Nachkriegsjahre seien in der Gesellschaft besprochen worden. Dabei können eben diese Erfahrungen psychische Leiden wie Ängste, Depressionen, Beziehungsschwierigkeiten und psychosomatische Beschwerden auslösen. „Auch bestimmte Verhaltensweisen, von Erziehung bis Vorratshaltung, lassen sich so erklären“, so Maren Schmidt weiter.

Und das übrigens über viele Generationen hinweg: „Die Folgen des Krieges betreffen auch Menschen, die heute unter 30 sind“, sagte Petra Schmidt vom Gleichstellungsbüro. „Verhaltensweisen und Werte werden in der Erziehung immer wieder weitergegeben.“ So sei ein klares Ziel des Frauenempfangs auch gewesen: „Wir wollten Jung und Alt an einem Tisch zusammenbringen“, so Petra Schmidt. Auch Nationalitäten übergreifend sei das Thema von höchster Aktualität – „die Flüchtlinge, die heute in Deutschland ankommen, haben ähnliche traumatische Ereignisse durchlebt, wie Deutsche im 2 .Weltkrieg“, so Petra Schmidt.

Um die vielfältigen Erlebnisse und Erinnerungen an die (Nach-)Kriegszeit zu erhalten und auszutauschen, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Frauenempfangs ihre Erinnerungen auf Kärtchen notieren und so zur interaktiven Ausstellung „Bausteine des Erinnerns“ beitragen. Das vielfältige Ergebnis ist noch bis zum 13. Februar während den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Elmshorner Bürgerinnen und Bürger können die Ausstellung fortlaufend mit den eigenen Erinnerungen ergänzen. Fortgeführt werden soll die Ausstellung auch auf den Folgeveranstaltungen. Eine Erinnerung an die Notzeit wurde eigens für den Elmshorner Frauenempfang gebacken: Eine Bäckerei fertigte Essigplätzchen nach einem alten Rezept an.


Als Gastrednerin des Empfangs sprach Anne-Ev Ustorf. Die 1974 geborene Autorin und Journalistin ging insbesondere auf die Generation der Kriegsenkelinnen ein, zu denen sie selbst zählt. Eröffnet wurde die Ausstellung vom Vorsitzenden des Ausschusses für Gleichstellung, Soziales und Sicherheit, Detlef Witthinrich-Kohlschmitt. Stadtrat Dirk Moritz sprach ein Grußwort. Das Programm wurde durch eine Tango-Tanzdarbietung von Sabine Röhrs und Ysabel Gomez sowie durch Musik der 1930er bis 1970er Jahre ergänzt.

Das vielschichtige Thema soll mit weiteren Veranstaltungen im Laufe des Jahres immer wieder beleuchtet werden. So stehen ein Workshop für Beraterinnen in sozialen Einrichtungen, ein Liederabend , eine Stadtführung, eine Filmvorführung und ein Biographie-Workshop auf dem Programm.

Die Stadtbücherei Elmshorn war mit einer interessanten Auswahl an Büchern zu dem Thema „Nachkriegszeit“ vertreten. Eine Übersicht der vorgestellten Bücher steht Ihnen hier zur Verfügung: Literaturhinweise

 

 

Autor: Morten Planer, 27.01.2015 
Autor*in: Morten Planer